Die nächste Iteration von Web3 x AI – Die ‘Economy of Things’

Wie sieht eine Wirtschaft aus, in der sich Lieferketten in Echtzeit selbst optimieren, Fabriken autonom Energiepreise aushandeln und Einzelhandelsgeschäfte ihre Lagerbestände automatisiert an Lieferanten anpassen können? Was nach Science-Fiction klingt, ist tatsächlich ein Ausblick auf eine nahe Zukunft, in der Künstliche Intelligenz (KI) und Web3-Technologie eng zusammenarbeiten. In dieser Zukunft verwandelt sich das „Internet of Things“ (IoT) in eine „Economy of Things“ (EoT). Dadurch verändert sich grundlegend die Art, wie Unternehmen arbeiten, kollaborieren und branchenübergreifend neue Werte schaffen.

Der Sprung von IoT zu EoT

Das Internet of Things bildet die Grundlage für die Economy of Things, indem es die Vernetzung und den Datenaustausch zwischen Geräten ermöglicht. Es handelt sich um ein großes Netzwerk verbundener Geräte (z.B. produzierende Maschinen, E-Auto-Ladesäulen, Autos, oder Haushaltsgeräte), die alle Daten sammeln und austauschen. Dadurch lassen sich zum Beispiel Prozesse optimieren und Aufgaben automatisieren. Auch Entscheidungsfindung kann durch ein IoT-Ökosystem erheblich verbessert werden: Indem sie Echtzeitdaten aus verschiedenen Quellen bieten, ermöglichen IoT-Geräte eine präzisere und schnellere Reaktion auf Produktionsänderungen und Marktanforderungen.

Für Unternehmen bedeutet dies eine verbesserte Effizienz in der Lieferkette und Produktion und geringere Betriebskosten durch datengetriebene Einsichten in Geschäftsabläufe. Zum Beispiel kann ein Hersteller in der produzierenden Industrie seine Maschinen in Echtzeit überwachen und so Ausfälle vorhersagen, bevor sie auftreten. Einzelhändler können außerdem ihr Einkaufserlebnis personalisieren, indem sie das Kundenverhalten mithilfe von vernetzten Sensoren analysieren.

Die Economy of Things baut also auf dem Internet of Things auf und erweitert das Konzept, indem die vernetzten Geräte zu wirtschaftlichen Akteuren werden. Als solche können sie direkt an Transaktionen teilnehmen und den von ihnen geschaffenen Wert monetarisieren. Dabei kommen Blockchain-basierte Technologien wie Smart Contracts und dezentralisierte Identitätslösungen zum Einsatz.

Umsetzung der Economy of Things: Web3 x AI als technische Enabler

Die Verbindung von KI und Web3-Technologie bildet die Grundlage der Economy of Things und ermöglicht es Unternehmen, die Vorteile dezentraler Netzwerke und intelligenter Entscheidungsfindung zu nutzen. KI setzt Lernalgorithmen und prädiktive Analysen ein, um die umfangreichen Datenströme von vernetzten IoT-Geräten zu verwalten und zu analysieren.

Web3 ergänzt diese Fähigkeiten durch den Einsatz von Blockchain-Technologie. Diese schafft eine dezentrale und sichere Plattform, auf der die Geräte autonom und ohne Drittpartei Transaktionen durchführen können.

Diese Synergie verbessert nicht nur die operative Effizienz, sondern eröffnet auch neue Wege zur Wertschöpfung. Die neuen Geschäftsmodelle, die durch das Zusammenspiel von KI und Web3 ermöglicht werden, lassen sich in drei Schwerpunkte einteilen: Datenökonomie, Digitale Identitäten und Dezentrale Physische Infrastruktur Netzwerke (DePIN). (Spoiler: Wir finden diese Themen so spannend, dass wir ihnen ein exklusives Event im Herbst 24 widmen. Meldet euch gerne direkt bei mir.)

Ein konkretes Beispiel für die Economy of Things von Bosch und Fetch.ai, beides Speaker beim diesjährigen hy Web3 Summit:

In Zusammenarbeit mit peaq entwickeln die beiden Firmen DePINs, die es ermöglichen, dass IoT-Geräte autonom handeln und wirtschaftliche Transaktionen durchführen.

Dafür stellt peaq seine Layer-1-Blockchain zur Verfügung. Darauf aufbauend ermöglichen Fetch.ai’s KI-Agenten es IoT-Geräten, autonom zu handeln und wirtschaftliche Transaktionen durchzuführen. So sammeln KI-Agenten durch z.B. die Smartphones ihrer Besitzer:innen Daten (etwa zu Navigation, Lärmbelastung oder Lichtverschmutzung). Fetch.ai’s KI-Agenten vergleichen die finanziellen Belohnungen (oft in Form von Kryptowährungen), die verschiedene DePIN Projekte für die gesammelten Daten anbieten. Verkauft werden die Daten dann an das Projekt, das die attraktivsten Belohnungen anbietet.

Die Drei Säulen der Economy of Things

  1. Offenheit: Offenheit in Bezug auf Blockchain bedeutet, dass die zugrunde liegende Infrastruktur und Protokolle öffentlich zugänglich und für jeden nutzbar sind. Es gibt keine zentrale Kontrollinstanz, die den Zugang beschränkt oder Teilnehmer ausschließen kann. Dies ist für die Economy of Things, bei der viele verschiedene Geräte nahtlos zusammenarbeiten müssen, enorm wichtig. Außerdem fördert ein offenes EoT-Ökosystem Innovation. Es erlaubt Entwickler:innen, neue Anwendungen und Dienste zu erstellen, die problemlos mit bestehenden Systemen zusammenarbeiten.
  2. Interoperabilität: Interoperabilität gewährleistet die reibungslose Kommunikation und Zusammenarbeit unterschiedlicher Blockchain-Netzwerke und IoT-Systeme. Nur durch Interoperabilität können innerhalb einer Economy of Things eine Vielfalt an Akteuren, Geräten und Services kommunizieren und Transaktionen durchführen. Geschlossene Systeme würden die Vernetzung und Skalierung behindern.
  3. Sicherheit: In einer dezentralen EoT-Umgebung müssen Mechanismen vorhanden sein, die den Schutz sensibler Daten und die Integrität der Kommunikation sicherstellen. Dafür eignen sich Blockchain-basierte Identitätslösungen hervorragend. Sie ermöglichen es, die Identität von Geräten, Benutzern und Diensten eindeutig und unveränderlich zu verifizieren. Jede Identität wird durch kryptografische Schlüssel gesichert, die sicherstellen, dass nur autorisierte Akteure auf bestimmte Daten oder Funktionen zugreifen können.

Klingt technisch? So komplex ist es gar nicht — wir finden es sogar richtig spannend! Wie genau dezentralisierte Identitäten aussehen, erklären wir hier.

Ausblick

Nochmal zurück in das Hier und Jetzt: Aktuell werden KI und Blockchain vor allem separat und zu völlig unterschiedlichen Zwecken genutzt.

Unternehmen verwenden KI vor allem zur Datenanalyse, Prozessautomatisierung oder für den Kundenservice – Stichwort Chatbots (unsere Kollegen von hy Technology Jan Hasse & Christoph Schwienheer bauen übrigens genau das für eine Vielzahl unserer Kunden). Blockchain kommt vorwiegend bei der Verbesserung von Sicherheit und Datenschutz, der Transparenz und Nachverfolgbarkeit von Lieferketten, und dem digitalen Identitätsmanagement zum Einsatz. Und das Internet of Things wird vor allem noch durch einzelne Verbrauchergeräte wie Smartphones und Smart-Home Geräte dominiert, anstatt die Digitalisierung innerhalb der Industrie voranzutreiben.

Doch diese ‘Parallelexistenz’ wird sich in den kommenden Monaten und Jahren ändern. Die Verschmelzung von KI und Blockchain wird dezentrale, autonome Systeme ermöglichen, in denen Maschinen und Geräte Daten, Dienstleistungen und Zahlungen sicher und transparent untereinander austauschen. KI analysiert die von IoT-Sensoren gesammelten Daten und trifft intelligente Entscheidungen. Blockchain dient als vertrauenswürdige, manipulationssichere Plattform für den Austausch von Werten, Identitäten und Transaktionen zwischen Maschinen.

Unternehmen, die diese Synergie frühzeitig erkennen und jetzt handeln, werden in Zukunft von völlig neuen, datengetriebenen Geschäftsmodellen profitieren können. Wie so häufig wird es am Ende schneller gehen als gedacht und die Economy of Things wird zum neuen Status Quo.

Das Beste zum Schluss!

Wir veranstalten im Herbst 24 ein Bootcamp mit Fokus auf Proof of Concepts an der Schnittstelle Corporates/Mittelstand x Web3 x AI zu den Schwerpunktthemen Datenökonomie, digitale Identitäten und dezentrale Infrastrukturen (DePIN).

Die Teilnahme erfolgt auf Einladung — wer dabei sein will oder bereits neugierig ist, meldet sich gerne einfach direkt bei unserem Web3-Team!

*Wir möchten Angelina Berger für ihre Beiträge zu diesem Artikel danken.

Author

Henning Daut

As Senior Vice President at hy, Henning Daut advises our clients on the successful development and implementation of business models with a focus on „Web3 and Metaverse“. Henning mined his first Bitcoin in 2013 and has always been passionate about Blockchain enabled use cases. Before joining hy, Henning Daut was Managing Director of Futury and built Germany's leading ecosystem for sustainable innovation and venture projects. He was also involved in setting up the Futury Venture Fund and was previously responsible for the corporate venture capital fund of Rhön-Klinikum, which invests in medical technology in Israel. At C3 Creative Code and Content, he led the digital product and business development team and also gained extensive experience as a startup founder, business angel and venture architect at Axel Springer SE.