Everything-as-a-Service is eating the world? – Ein Transformationsbericht
Von Produkten zu Services: Die Chancen relationaler Geschäftsmodelle
„Everything-as-a-Service is eating the world?“ Diese Aussage, die an den prägnanten Satz „Software is eating the world“ von Marc Andreessen aus dem Jahr 2011 erinnert, markiert eine tiefgreifende Verschiebung in der Wirtschaftslandschaft. Andreessen argumentierte damals, dass Software die Art und Weise, wie Geschäfte branchenübergreifend geführt werden, grundlegend verändert und dabei traditionelle Geschäftsmodelle zunehmend verdrängt. Diese Vision hat sich als präzise erwiesen und lässt sich heute auf As-a-Service-Modelle (XaaS) übertragen.
Vorteile von XaaS
Innovative Geschäftsmodelle wie “Pay per part“, “Outcome-based Economy“ und ”Equipment-as-a-Service“ gewinnen als entscheidende Alternativen zu traditionellen Modellen immer mehr an Bedeutung. Diese Konzepte brechen mit traditionellen Kauf- und Eigentumsmodellen und setzen stattdessen auf nutzungsbasierte Abrechnungen oder ergebnisorientierte Vereinbarungen. Sie zeichnen sich durch Flexibilität und Skalierbarkeit aus, die es Unternehmen ermöglichen, Ressourcen bedarfsgerecht zu kaufen und die Einstiegs- und Betriebskosten signifikant zu reduzieren.
Das „Everything as a Service“ Modell orientiert sich an der „Job to be Done“-Theorie und zielt darauf ab, die fundamentalen Bedürfnisse der Kunden zu erkennen und zu erfüllen. Indem es Dienstleistungen und Produkte als maßgeschneiderte Lösungen bietet, adressiert XaaS spezifische Herausforderungen und Probleme der Kunden.
Im weiteren makroökonomischen Rahmen spielen XaaS-Modelle eine zentrale Rolle bei der Förderung der digitalen Transformation und der Beschleunigung des Innovationstempos. Sie ermöglichen es Unternehmen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und gleichzeitig technologische Neuerungen effektiv zu integrieren, ohne umfangreiche Anfangsinvestitionen leisten zu müssen. Dies trägt dazu bei, dass Firmen agiler, effizienter und wettbewerbsfähiger am Markt agieren können.
#hythought:
Tatsächlich ist der Weg ausgehend von einem transaktionalen Geschäftsmodell hin zu einem relationalen Modell mehr als nur eine Vertriebsstrategie. Kunden kaufen anstelle von Produkten Fähigkeiten, auf die sie nicht mehr verzichten wollen.
Auf der Anbieterseite führt dies zu einem maximierten Customer Lifetime Value und ermöglicht das Erreichen von Margen, die teilweise um den Faktor 15 höher sind als im traditionellen Verkaufsgeschäft.
Quantitative Ergebnisse untermauern deutlich die Vorteile von XaaS:
- Steigerung der Margen: Unternehmen in verschiedenen Branchen können durch die Implementierung von As-a-Service Modellen ihre Gewinnmargen um 3% bis 5% erhöhen. (Quelle: Accenture)
- Umsatzverschiebung: Während die Produktumsätze bei Software- und Technologie-Unternehmen durchschnittlich um mehr als 12% gesunken sind, verzeichnen die Serviceumsätze, einschließlich der SaaS-Umsätze, einen Anstieg von über 10%. (Quelle: tsia)
- Kundenbindung: Unternehmen, die auf XaaS-Modelle umstellen, können ihre Kundenbindungsrate im Vergleich zu traditionellen Geschäftsmodellen um 10-15% steigern. (Quelle: Deloitte)
Blick in den Markt
As-a-Service Modelle haben bereits eine breite Akzeptanz im B2C-Bereich gefunden, wo sie alltägliche Geräte und Dienstleistungen neu definieren. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist das Konzept des „Coffee-as-a-Service“, das von Unternehmen wie Nespresso und Selecta angeboten wird. Kunden nutzen dabei die Maschinen, ohne sich um die Wartung oder Erneuerung kümmern zu müssen. Dieses Modell spiegelt den breiteren Trend wider, bei dem Verbraucher zunehmend Wert auf Bequemlichkeit und Qualität legen, während sie gleichzeitig flexible Zahlungsoptionen und geringere Anfangsinvestitionen schätzen.
Aber auch im B2B-Sektor, vor allem bei Softwareunternehmen, Plattformen und digitalen Services, haben XaaS-Modelle festen Fuß gefasst. Unternehmen wie Salesforce und Microsoft bieten umfangreiche SaaS-Lösungen an, die von CRM-Systemen bis hin zu kompletten Unternehmenssoftware-Suiten reichen. Und auch im Maschinenbau, in der Automobilindustrie und den Life Sciences gewinnen XaaS-Modelle zunehmend an Bedeutung, wobei letztere bereits mehr als 10 % ihres Umsatzes über diese Modelle generieren. (Quelle: EY)
Siemens Healthineers nutzt As-a-Service Modelle, um fortschrittliche medizinische Geräte und Analysedienste bereitzustellen, während Volvo seine Fahrzeuge in flexiblen Abo Modellen anbietet. ABB wiederum setzt auf Robot-as-a-Service (RaaS), um Industrierobotiklösungen flexibler und kosteneffizienter anbieten zu können.
Die Größe des Everything-as-a-Service-Marktes wird im Jahr 2023 auf ca. 700 Mrd. USD geschätzt und wird bis zum Jahr 2030 auf ca. 3.200 Mrd. USD anwachsen. Dies führt zu einem außerordentlichen CAGR von 24.4%. (Quelle: Fortune Business Insights)
Geschäftsmodellinnovationen in bereits etablierten, hochtechnologischen Industrien zeigen eindrucksvoll, wie nachhaltig XaaS-Konzepte die B2B-Landschaft prägen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist das „Power by the Hour“-Modell in der Luftfahrtindustrie, welches die Effektivität nutzungsbasierter Geschäftsmodelle in kapitalintensiven Bereichen aufzeigt. Dieses Modell bietet Kunden erhebliche Vorteile: Anstatt hohe Anfangsinvestitionen für den Erwerb eines Triebwerks zu tätigen, entstehen Kosten für Fluggesellschaften nur dann, wenn die Triebwerke tatsächlich genutzt werden. Diese nutzungsabhängige Abrechnung gewährt finanzielle Flexibilität und erlaubt es, Kosten direkt an die Flugaktivitäten anzupassen – ein entscheidender Vorteil in Zeiten volatiler Nachfrage.
hy hat in Zusammenarbeit mit Kunden aus verschiedenen Sektoren die Transformation zu nutzungsbasierten Geschäftsmodellen vielfach erfolgreich umgesetzt. Ein herausragendes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit TRUMPF. Der führende Maschinenbauer bietet seine Laserschneid- und Sortiermaschine TLC 7030 im Pay-per-Use Modell an, um seinen Kunden mehr Flexibilität zu bieten. Die Einzelheiten und Vorteile dieser Kooperation werden in dieser hy Podcast-Folge eingehend besprochen. Die nachfolgende Darstellung skizziert die verschiedenen Phasen der Entwicklung des transaktionalen Geschäftsmodells bei TRUMPF hin zur Befähigung der Kunden im Rahmen eines “Pay-per-Use” Geschäftsmodells.
Verbundene Finanzinnovation
XaaS-Modelle können aber noch mehr: Sie bieten die Möglichkeit, den Customer Lifetime Value über den reinen transaktionalen Kauf hinaus zu maximieren. Einerseits durch die Bündelung von Produktbezogenen-Services, andererseits durch verbundene Financial Services.
In unseren Kundenprojekten wird häufig die Frage der Refinanzierung von XaaS-Modellen thematisiert. Da bei diesen Modellen kein Eigentumsübergang stattfindet, sind die Hersteller gefordert, die bereitgestellten Assets selbst zu finanzieren. Eine innovative Lösung in diesem Kontext stellt die Verbriefung von Forderungen als Finanzmarktprodukte dar. Erfolgreiche Startups wie Finn Auto, Enpal und JobRad setzen auf Asset-backed Securities, um ihre ausstehenden Forderungen effizient und in großem Umfang zu finanzieren. Dieser Ansatz ermöglicht es ihnen, Kapital zu mobilisieren, während sie gleichzeitig das Risiko diversifizieren und ihre Liquidität verbessern.
#hythought
Um XaaS Modelle erfolgreich zu skalieren, ist eine passgenaue Refinanzierungsstrategie unerlässlich. Unser Tip: Rückgriff auf Finanzmarktprodukte wie Assets-backed-Securities.
Fazit: is Everything-as-a-Service eating the world?
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass XaaS-Modelle eine Veränderung in der Wirtschaft darstellen, die tiefgreifend die Art und Weise, wie Unternehmen operieren und konkurrieren, beeinflusst. Sie bieten eine Plattform für schnelle Anpassungen an veränderte Marktanforderungen und technologische Fortschritte ohne hohe Vorabinvestitionen. Dies trägt zu einem dynamischeren und wettbewerbsfähigen Unternehmensumfeld bei, in dem auch kleinere Akteure mit etablierten Größen konkurrieren können.