hy Team AG: Unser etwas anderer Ansatz der Mitarbeiterbeteiligung

Im „War for Talents“ auf dem internationalen Arbeitsmarkt spielt das Thema Mitarbeiterbeteiligung eine immer größere Rolle. Viele Startups hierzulande beklagen die steuerlich und rechtlich schlechten Rahmenbedingungen und wandten sich in 2019 in einem offenen Brief an die europäischen Gesetzgeber, um Verbesserungen einzufordern. Auch in konventionellen Branchen spielt das Thema schon länger eine Rolle: Viele DAX-Konzerne gewähren ihren Mitarbeiter:innen mittlerweile Aktienpakete als Teil der Vergütung. Dass sich Partner:innen in Unternehmensberatungen oder Anwaltskanzleien nach vielen Jahren Firmenzugehörigkeit in die Firma einkaufen, ist ebenfalls nicht neu.

Mitunternehmer statt Mitarbeiter

Für uns bei hy war schnell klar, dass wir einen innovativeren Weg finden wollen, um die Partizipation am Unternehmenserfolg für das gesamte Team möglich zu machen. Denn wir sind nicht nur Berater:innen, sondern vor allem auch Unternehmer:innen. Über 70 % unseres Teams haben vor ihrer Zeit bei hy selbst gegründet oder in early-stage Startups gearbeitet. Unternehmertum ist tief verankert in der hy DNA, dem wollten wir auch in diesem Fall gerecht werden. Für die Mitarbeiterbeteiligung haben wir uns deshalb unterschiedlichste Modelle (von virtuellen Konstrukten (ESOP) über Genussscheine) angeschaut. Um möglichst viel Partizipation möglich zu machen und somit unternehmerisches Handeln zu fördern, haben wir uns bei der Wahl der Rechtsform der Mitarbeitergesellschaft für eine Aktiengesellschaft entschieden und die hy Team AG ins Leben gerufen. Inzwischen hält diese ca. 40% der Anteile an unserer Firma, der Axel Springer hy GmbH. Somit gehört dem Team fast die Hälfte der Firma. Die Mehrheit an hy liegt bei der Axel Springer Digital Ventures.

Motivation durch Partizipation 

Jede:r Mitarbeiter:in von hy und unserer Tochtergesellschaft hy Technologies kann einmal im Jahr Anteile an der hy Team AG erwerben bzw. verkaufen. Der auf die hy Team AG entfallende Anteil der Gewinnausschüttung von hy wird als Dividende an die Mitarbeiter:innen ausgeschüttet, die so unmittelbar und unbegrenzt am Erfolg des Geschäftsjahres partizipieren. Im Vergleich zu klassischen Unternehmensberatungen und Rechtsanwaltkanzleien, die ausschließlich in Partnerhand sind, hat diese Lösung deutlich positive motivationale Effekte für die investierten Mitarbeiter:innen. Mehr als ein Drittel unserer Kolleg:innen hat sich bisher schon entschieden, in die eigene Firma zu investieren und am Erfolg zu partizipieren. Ein Signal, das uns zeigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.

Mit der hy Team AG haben wir die Möglichkeit, einen Extra-Bonus in Form von Aktien an die Mitarbeiter auszuzahlen. Wir freuen uns sehr, dass dies aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung trotz des Corona-bedingt herausfordernden Marktumfeldes in diesem Jahr möglich war. Dadurch hat sich unser Aktionärskreis auch um viele jüngere Kollegen erweitert, die zuvor (noch) nicht das nötige Kapital für den Einkauf in Firma aufbringen konnten oder wollten. Darüber hinaus prüfen wir auch alternative Bonusmodelle, beispielsweise den Umtausch des üblichen Jahresbonus zu vorteilhaften Konditionen in Aktien an der Firma.

Transparenz und Teilhabe als Leitlinie

Wie bei Aktiengesellschaften üblich, findet auch bei uns einmal im Jahr eine Hauptversammlung statt. Alle an hy beteiligten Mitarbeiter:innen treffen sich (vor Ort oder virtuell), um gemeinsam aktiv über die Zukunft von hy zu sprechen. Im Nachgang zur Hauptversammlung wird das Handelsfenster für Anteile geöffnet. Die Beschränkung des Aktienhandels auf ein Handelsfenster hilft uns, den administrativen Aufwand möglichst gering zu halten und allen Kolleginnen und Kollegen größtmögliche Transparenz über den Handel zu geben. So entsteht zusätzliches Vertrauen.

Und noch eines ist wichtig: Der Verkauf von Aktien an Menschen außerhalb unseres Unternehmens oder der direkte Handel untereinander sind nicht möglich. Eine Entscheidung, die wir sehr bewusst getroffen, denn so bleibt die hy Team AG selbst in der Kontrolle und Konflikte über Beteiligungen werden vermieden. Der durch die Aktionär:innen gewählte Aufsichtsrat legt auf Basis des Durchschnitts der letzten Umsätze und Jahresergebnisse von hy den Aktienpreis fest. Zur Festlegung des Kurses gibt es feste Regeln, die allen Beteiligten bekannt sind. So stellen wir sicher, dass niemand bevorzugt oder benachteiligt wird. Ob großer oder kleiner Aktionär – niemand nimmt größeren Einfluss auf den Preis der einzelnen Aktien.

Nach Öffnung des Handelsfensters haben alle Mitarbeiter:innen einen Monat lang das Recht, ihr Kauf- oder Verkaufsinteresse zu bekunden. Es wird also ein Orderbuch gebildet. Nach Ende des Handelsfensters werden die Kauf- und Verkaufspositionen nach festen und fairen Regeln zum Ausgleich gebracht. Angebot und Nachfrage bestimmen anders als an Börsen nicht über den Preis. Niemand kann den Preis senken oder treiben, indem er viele Aktien auf den internen Markt wirft oder große Kauforder platziert. Der Preis richtet sich ausschließlich am Wert unserer gemeinsamen Firma. Haben wir gut gewirtschaftet, steigt der Preis. So haben alle Anteilseigner:innen gemeinsam das Interesse, die Firma profitabel wachsen zu lassen. Nur der Markterfolg entscheidet über den Preis – Spekulation ist ausgeschlossen.

Neben motivationalen Aspekten zählt für die Aktionäre der hy Team AG natürlich auch der monetäre Anreiz. Wir legen grundsätzlich Wert darauf, attraktive Dividenden zu bezahlen und schütten aktuell einen großen Teil unseres Gewinns aus. Die Dividenden (wie auch Veräußerungsgewinne) unterliegen im Gegensatz zu virtuellen Anteilsformen der Kapitalertragsteuer anstatt der meist deutlich höheren Einkommenssteuer. Von dieser Politik können wir aber in Zukunft auch abweichen, zum Beispiel, wenn wir zusätzlich in das Wachstum der Firma investieren möchten. Die hy Team AG ist die zweitgrößter Anteilseignerin der Axel Springer hy GmbH, also unseres gemeinsamen Unternehmens, und bringt ihre Meinung zur Dividendenpolitik in der Gesellschafterversammlung zu Gehör. Auf diese Weise können Aktionär:innen über die Ausschüttungspolitik mitbestimmen.

Mehraufwand mit klarem Mehrwert

Die hy Team AG existiert in ihrer aktuellen Form nun seit über einem Jahr. Unsere Erfahrungen sind bislang sehr positiv. Trotzdem muss man erwähnen, dass ein solches Modell natürlich auch einen Mehraufwand erfordert: So erfordert es stets die Abgabe einer schriftlichen Erklärung, wenn neue Teammitglieder Aktien an der hy Team AG kaufen möchten. Diese so genannte Beitrittserklärung stellt sicher, dass neue Kolleg:innen die Satzung und Regeln akzeptieren.

Darüber hinaus erfordert eine AG auch ein gewisses Maß an Administrations- und Dokumentationsaufwand. Es müssen beispielsweise Hauptversammlungsbeschlüsse formal protokolliert und eine Kopie des Protokolls im Handelsregister offengelegt werden. Und auch der Aktienhandel und die jährliche Ausschüttung der Dividenden erfordern zusätzliche Arbeit.

Ist es das wert? Für uns können wir diese Frage mit einem klaren „Ja“ beantworten. Die hy Team AG hilft uns zum einen dabei, einen Gleichlauf der Interessen von Unternehmenseigentümer:innen und Mitarbeiter:innen zu fördern. Zum anderen stellen wir auch positive Effekte für unsere Kundenprojekte fest. Als Team von Mitunternehmer:innen wissen wir aus eigener Erfahrung um die Tragweite unternehmerischer Entscheidungen. Das bringen wir auch in unsere Projekte ein.

Was wir Unternehmen mitgeben können, die über eine Mitarbeiterbeteiligung nachdenken? Es lohnt sich! Wir haben unsere Mitarbeiter:innen zu Mitunternehmer:innen gemacht und profitieren heute als Team und Unternehmen davon. Mehr noch: Wir sind überzeugt, dass das Nachdenken über innovative Beteiligungsmodelle zum festen Bestandteil der Unternehmensstrategie werden muss, um im Wettbewerb um Talente zu bestehen und sich zukunftsfähig aufzustellen. Daher teilen wir unsere Erfahrungen hierzu gern! Schreiben Sie uns, wenn Sie mehr wissen wollen.

Autor

Dr. Sebastian Voigt

Dr. Sebastian Voigt ist Partner bei hy und verantwortlich für die Pricing and Sales Business Unit. Sebastian studierte Wirtschaftsinformatik und promovierte an der TU Darmstadt zu Monetarisierungsstrategien von digitalen Marktplätzen. Seit über 15 Jahren entwickelt er profitable digitale Geschäftsmodelle. Er arbeitete u.a. als Director bei der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners, leitete die Projektteams der Investmentholding von Axel Springer und nahm operative Führungspositionen innerhalb von Bertelsmann und ProSiebenSat1 ein.
Autor

Sebastian Hornung

Sebastian ist Vice President Finance and Business Intelligence und verantwortet seit September 2017 bei hy den Bereich Finanzen. Er hält einen Master of Science in Finance und Accounting von der HHL Leipzig Graduate School of Management. Nach seinem Studium absolvierte er zunächst ein Finance Traineeship bei Axel Springer. Anschließend sammelte er Erfahrung als Finance Analyst bei der Axel Springer Digital Ventures, wo er neben M&A-Projekten auch für das operative Beteiligungscontrolling verantwortlich war.