AI Readiness Assessment: Wie man mit KI an Fahrt gewinnt

In einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz (KI) von einem technologischen Trend zu einer strategischen Notwendigkeit avanciert ist, definiert die “AI Readiness” den Erfolg von Unternehmen entscheidend mit. Sie ist das Maß für die Fähigkeit von Organisationen, insbesondere des Mittelstands, KI zu integrieren und zu nutzen. Die rasante Entwicklung von KI-Technologien und die sinkenden Einstiegsbarrieren eröffnen enorme Chancen für Effizienzsteigerung, Kostenreduktion und Innovation. Zugleich erhöht sich der Druck, diese Technologien zu adaptieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Unser Artikel bietet praktische Handlungsempfehlungen für Geschäftsführer:innen und Verantwortliche im Mittelstand für die klare Formulierung von Zielen, der frühzeitigen Aktivierung der Mitarbeitenden, eine strukturierte Vorgehensweise zur Identifizierung von passenden Anwendungsfällen und der Steigerung der AI Readiness. Das AI Readiness Assessment hilft Unternehmen, ihre Position zu evaluieren, Potenziale zu entdecken und einen maßgeschneiderten Plan für die KI-Implementierung zu entwerfen. Durch praktische Beispiele und bewährte Tools wie dem AI Canvas zeigen wir Wege auf, wie Unternehmen ihre KI-Bereitschaft effektiv verbessern können. Die Zeit zum Handeln ist jetzt!

1. Werden Sie abgehängt? – Der KI-Zug fährt ab

KI ist längst nicht mehr ein Randphänomen, sondern steht im Zentrum der strategischen Fokusthemen von Unternehmen weltweit. Die fortschreitende Digitalisierung und der technologische Fortschritt machen die Auseinandersetzung mit KI unumgänglich. Dabei geht es nicht nur darum, KI als Werkzeug zu begreifen, sondern unmittelbar nach der Auswahl von passenden Anwendungsfällen die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung zu schaffen, um die Chancen, die KI bietet, voll auszuschöpfen und gleichzeitig den Herausforderungen begegnen zu können.

Trotz eines allgemeinen Rückgangs der Finanzierungsaktivitäten, der nach einem Höhepunkt in 2021 auch Corporate Venture Capital (CVC) Investitionen in KI und Tech-Startups betraf, verdeutlicht der Anstieg von 7,43 Milliarden USD in 2019 auf 12,46 Milliarden USD in 2023 die anhaltende und spezifische Bedeutung von KI-Technologien als Treiber für Innovation und Wettbewerbsvorteile (siehe Diagramm). In einer Welt, in der sich technologische Innovationen mit atemberaubender Geschwindigkeit weiterentwickeln, ist die Furcht, zurückzubleiben, real. Die Entwicklung der KI schreitet rasch voran, und die Hürden für ihren Einsatz sinken kontinuierlich. Dies bietet einerseits hervorragende Möglichkeiten für Unternehmen, birgt aber auch das Risiko, den Anschluss zu verlieren. Große Konzerne, die frühzeitig in KI investieren, setzen Standards und formen die Markterwartungen. Ein Blick auf führende Unternehmen zeigt: KI wird zum neuen Standard für technologiegetriebene Innovationen. Der KI-Zug ist bereits in voller Fahrt. Vor diesem Hintergrund ist es zwingend notwendig, diesen Wandel aktiv zu gestalten, um nachhaltig positive Effekte und langfristige Vorteile zu generieren.

2. KI an Unternehmenszielen ausrichten

Trotz der aktuell schwierigen Wirtschaftslage, die die digitale Transformation zuletzt bremste, erkennt der Mittelstand in KI-Systemen einen Schlüssel zur Effizienzsteigerung, Produktivitätsverbesserung und Kostensenkung. Durch die Automatisierung komplexer Geschäftsprozesse, datenbasierte Entscheidungsfindungen in der Produktion und dem Finanzwesen sowie eine personalisierte Kundenerfahrung, adressiert KI direkt die aktuellen Herausforderungen. Besonders gefragt sind Lösungen mit schnellem Return on Investment und einem deutlichen Beitrag zum Betriebsergebnis, die sich nahtlos in die Unternehmensstrategie einfügen. Der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, fokussiert sich daher in 2024 auf KI-Anwendungen, die kurzfristig Wirkung zeigen, statt auf langfristige Innovationsprojekte mit ungewissem Ausgang. 

Auch unsere KI-Projekte in diesem Jahr zeigen: der Schlüssel zum erfolgreichen Einsatz von KI in Unternehmen liegt in der strategischen Ausrichtung. Anwendungsfälle müssen einen echten Wertbeitrag leisten, um das frühzeitige Commitment des Managements zu gewinnen und das entscheidende “Warum” zu beleuchten. KI ist, neben vielen anderen Technologien, ein Mittel zum Zweck, ein strategisches Werkzeug, das gezielt zur Lösung konkreter Geschäftsprobleme und zur Erreichung spezifischer Ziele eingesetzt wird. Jede erfolgreiche KI-Transformation beginnt daher mit klar definierten Zielen, die sowohl bei Start, als auch in späteren Phasen die Auswahl der Use Cases bestimmen und sicherstellen, dass jede Initiative die Unternehmensstrategie stützt. 

Basierend auf einer klar formulierten Strategie mit messbaren Zielen folgt die Aktivierung der Mitarbeitenden, die AI Discovery und ein AI Readiness Assessment. 

3. Mitarbeitende aktivieren und frühzeitig einbinden

Der Schlüssel zum Erfolg von KI-Initiativen in Unternehmen liegt nicht allein in der klaren Definition strategischer Ziele, sondern erfordert zudem die frühzeitige Einbindung und aktive Beteiligung aller Mitarbeitenden. Kreative Workshops bieten eine effektive, pragmatische und kostengünstige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeit. Sie machen theoretisches Wissen zugänglich, aber gleichzeitig die Potenziale und Grenzen von KI erlebbar und sensibilisieren auf diesem Wege die Belegschaft für den anstehenden digitalen Wandel. Wir empfehlen auf folgende Schlüsselelemente nicht zu verzichten:

Erlebnis und Praxisnähe: Besonders wirkungsvoll sind Workshops, die über die reine Theorie hinausgehen und durch den Einsatz von (generativer) KI in praktischen Übungen die Technologie für die Teilnehmenden greifbar machen. Diese direkte Erfahrung mit KI-Tools hebt nicht nur die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten hervor, sondern konfrontiert die Mitarbeitenden auch mit den heutigen Limitierungen.

Fallstudien und Best Practices: Die Vorstellung von erfolgreichen KI-Einsätzen in ähnlichen Branchen oder Unternehmensfunktionen dient als Inspirationsquelle und veranschaulicht, wie KI die Prozesseffizienz sowie die Produktivität der Mitarbeitenden steigert und Kosten senken kann. Durch solche konkreten Beispiele wird die technische Machbarkeit und die praktische Relevanz von KI demonstriert sowie die Motivation zur aktiven Auseinandersetzung mit der Technologie gestärkt.

Diskussion und Reflexion: Offene Gespräche mit den Mitarbeitenden über die Potenziale und Herausforderungen von KI, einschließlich arbeitsrechtlicher und ethischer Fragen, sind unerlässlich. Sie fördern nicht nur ein kritisches Bewusstsein, sondern auch das Vertrauen in die Schlüsseltechnologie. Eine umfassende Betrachtung der Auswirkungen von KI auf den Arbeitsalltag – sowohl der positiven als auch der potenziell negativen – rückt den Menschen ins Zentrum der Veränderungen und zeigt gleichzeitig die Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung einer gemeinsamen Zukunft mit KI auf. 

Förderung der Kreativität: Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor ist das Wecken der kreativen Potenziale der Mitarbeitenden. Indem sie ermutigt werden, innovative Lösungsansätze für den Einsatz von KI in ihren täglichen Arbeitsbereichen zu entwickeln, wächst nicht nur das technologische Verständnis, sondern auch die Motivation, diese Technologien aktiv zu nutzen und voranzutreiben.

4. Anwendungsfälle identifizieren und priorisieren

Im Zentrum des kreativen Prozesses steht die AI Discovery, ein systematischer Weg, um vielversprechende KI-Anwendungen zu entdecken. Konzentrieren Sie sich auf eine zentrale Frage: Wie kann KI uns helfen, unsere Geschäfts- oder Abteilungsziele zu erreichen? Dieser Prozess startet also mit einer sorgfältigen Überprüfung der strategischen Unternehmens- oder Abteilungsziele, die von der Geschäftsleitung und den Führungskräften vorgegeben und von den Mitarbeitenden analysiert werden.

Um mögliche KI-Einsatzgebiete zu finden, müssen die involvierten Teilnehmenden kreativ und gleichzeitig realistisch denken. Brainstorming ist hierbei eine effektive Methode, um Ideen schnell und unkompliziert zu sammeln und dabei das Know-how der Mitarbeitenden, ihr Prozesswissen und praktischen Erfahrungen einfließen zu lassen.

Nach der Sammlung von Ideen folgt die Bewertung und Priorisierung der Vorschläge, basierend auf zwei Schlüsselkriterien: Business Impact und Technische Machbarkeit. Der Business Impact bewertet den Beitrag eines Vorschlags zur Erreichung der ausgegebenen Ziele, wie Kostenreduktion, Effizienzsteigerung und Kundenzufriedenheit, wobei sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Ziele, wie die Verbesserung der Produkt- oder Dienstleistungsqualität in die Betrachtung einbezogen werden sollten. Die technische Machbarkeit untersucht den Aufwand und die Kosten für die für die Realisierung der Ideen notwendigen Trainings- und Testdaten und dessen Aufbereitung, der Entwicklung oder Beschaffung von KI-Modellen und der (Cloud-)Infrastruktur. Maßgeblich sind hier vor allem der Zugang zu qualitativ hochwertigen Daten, die Möglichkeit einer reibungslosen Datenintegration, die Komplexität aus der notwendigen menschlichen Überwachung zur Sicherstellung von Qualität, Fairness und Transparenz sowie die Einhaltung ethischer und rechtlicher Anforderungen.

Eine objektive Bewertung dieser Kriterien führt zur Identifikation der vielversprechendsten KI-Projekte, die sowohl einen hohen geschäftlichen Mehrwert als auch technische Machbarkeit versprechen. Direkt nach der Priorisierung ist es ratsam, essenzielle Anforderungen und spezifische Details mittels des AI Canvas für die Entwicklung oder den Einkauf der KI-Lösung zu erfassen. Der AI Canvas agiert als standardisiertes Instrument für die Definition von fachlichen, technischen und rechtlichen Anforderungen der KI-Initiativen. Durch das systematische Aufzeichnen von Kernaspekten wie dem Wertversprechen, erforderlichen Tätigkeiten der KI, aber auch der menschlichen Kontrolle, relevanten Belangen von Stakeholdern sowie ethischen Betrachtungen gewährleistet er eine umfassende Sicht auf das bevorstehende KI-Projekt. Wesentliche Aspekte wie Datenanforderungen, Integrationen und Infrastruktur werden präzise abgebildet, um technische Spezifikationen festzulegen und potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen. 

5. Voraussetzungen schaffen und einen Fahrplan erarbeiten

Bevor Unternehmen mit der Umsetzung der ausgewählten KI-Initiativen starten, ist es wichtig, den aktuellen Stand zu verstehen. Hier kommt das AI Readiness Assessment ins Spiel – ein unverzichtbares Werkzeug, um den Reifegrad eines Unternehmens in Bezug auf KI zu bewerten und eine Grundlage für dessen erfolgreiche Implementierung zu schaffen.

Das AI Readiness Assessment bietet einen umfassenden Überblick darüber, wie gut ein Unternehmen auf die Einführung und Nutzung von KI vorbereitet ist. Durch die Bewertung verschiedener Dimensionen wie Strategie und Vision, Organisation und Kultur, Tools und Frameworks, Recht und Ethik, Daten- und Systemmanagement und Infrastruktur sowie Kompetenzen und Fähigkeiten ermöglicht das Assessment eine tiefgreifende Analyse der aktuellen Voraussetzungen. Diese strukturierte Bewertung hilft Unternehmen, ihre Stärken zu erkennen und gleichzeitig Bereiche zu identifizieren, in denen Verbesserungen notwendig sind, um die Voraussetzungen für die volle Leistungsfähigkeit von KI-Systemen zu schaffen.

Eine effektive Analyse der Dimensionen des AI Readiness Assessments leitet Unternehmen durch einen Prozess, der nicht nur den aktuellen Reifegrad offenlegt, sondern auch maßgeschneiderte Handlungsempfehlungen bietet. Durch die Identifizierung von Lücken zwischen dem aktuellen Stand und dem gewünschten Reifegrad entwickelt die Analyse einen klaren Fahrplan. 

Darüber hinaus fördert das AI Readiness Assessment eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung. Indem es regelmäßig durchgeführt wird, können Unternehmen ihren Fortschritt verfolgen, sich an sich ändernde Technologien anpassen und sicherstellen, dass ihre KI-Strategien immer auf dem neuesten Stand sind. 

6. Die Zeit ist jetzt – Ergreifen Sie die Initiative

Die Prognose, dass Künstliche Intelligenz (KI) die Bruttoinlandsprodukte (BIPs) weltweit signifikant steigern könnte, unterstreicht das enorme Potenzial dieser Technologie, einen umfassenden Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum zu leisten. Für Unternehmen besteht nun die Notwendigkeit, aktiv zu werden und ihre KI-Bereitschaft zu evaluieren. Die Durchführung eines AI Readiness Assessment ist ein erster, aber entscheidender Schritt. Es bietet eine solide Grundlage, um die Integration von KI in die Unternehmensstrategie systematisch zu verstehen, zu planen und erfolgreich umzusetzen. Die Zeit zu handeln ist jetzt. Mit einem strukturierten Ansatz und der richtigen Strategie können Unternehmen die vielfältigen Chancen, die KI bietet, nutzen und sich so einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb sichern.

Wir bieten Ihnen innovative Formate zur Aktivierung von Mitarbeitenden, holistische Methoden zur Identifizierung von passenden Anwendungsfällen und ein maßgeschneidertes AI Readiness Assessment für die Schaffung der notwendigen Voraussetzungen von erfolgreichen KI-Initiativen an, kontaktieren Sie uns gerne direkt via jan.hasse@hy.co, christian.geiss@hy.co oder anton.nikolla@hy.co.

Author

Anton Nikolla

Als Senior Consultant unterstützt Anton Nikolla Kunden bei der Konzeption, Validierung und Implementierung von neuen Geschäftsmodellen sowie beim Aufbau neuer Ventures. Vor hy war Anton bei Accenture im Bereich Cloud Strategie and Transformation tätig und verantwortete diverse Enablement-Programme zur Vermittlung digitaler Schlüsselkompetenzen. Weitere Erfahrungen sammelte er im Venture Capital und M&A Consulting mit dem Ziel durch Business Development, Investments und Akquisitionen eine Innovationsbrücke zwischen dem Hightech-Sektor in Israel und der mittelständischen Industrie in Deutschland zu etablieren. Am Fraunhofer Institut forschte er im Rahmen des Kompetenzzentrums „Mittelstand 4.0“ an den Potenzialen und Hindernissen der digitalen Transformation für kleine und mittelständische Unternehmen. Anton hat Maschinenwesen mit Fokus auf Softwareentwicklung an der TU München und dem Indian Institute of Technology Bombay studiert.
Autor

Jan Hasse

Jan ist Partner und Managing Director bei hy Technologies. Er verfügt über 10+ Jahre Erfahrung in angewandter Künstlicher Intelligenz (KI) bei Deloitte, PwC, Bertelsmann und der Allianz. Als visionäre Führungskraft und mutiger Macher war er maßgeblich an der Gründung des KI Parks Deutschlands beteiligt. Als Gründer eines Self-Service-Marktplatzes für KI-Lösungen verbindet er Corporate-Erfahrung mit Startup-Spirit. Jan konzipiert und entwickelt mit seinem Team KI-basierte Geschäftsmodelle und skalierbare Produkte zur Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung für unsere Kunden im Mittelstand, Industrie und öffentliche Verwaltung. Mit einem starken Netzwerk in der europäischen KI-Szene verwandelt er KI in messbaren Geschäftserfolg und fokussiert sich auf KI-Innovationen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Zudem ist er gefragter Redner und Panelist auf führenden Veranstaltungen zu den Themen Machine Learning, Deep Learning und Generative KI.
220128 - Portrait - Christian Geiss
Autor

Christian Geiss

Als Senior Vice President bei hy unterstützt Christian unsere Geschäftskunden bei der Entwicklung, Validierung und Kommerzialisierung disruptiver Geschäftsmodelle. Bevor er zu hy kam, war er Director Global Business Innovation bei Mercedes-Benz. In dieser Position erfand er „Mercedes.me“, Benchmark für die direkte und digitale Kundeninteraktion, sowie  „CarMesh“, eine Technologie für  KI-basierten Datenaustausch für Fahrzeuge. Als Mitbegründer und CMO von „Car2Go“ qualifizierte sich Christian für Fast-Track-Programme bei Daimler. Vor seiner Karriere bei Daimler gründete er Deutschlands erste Online-Vertriebsplattform zur Wiedervermarktung von Flotten- und Firmenwagen. Christian hat einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre der Universität zu Köln mit den Schwerpunkten Marketing und Informationstechnologie.