Quo vadis, Corporate Innovation?
AUSGEBREMST – Das war die Headline des Manager Magazin Artikels über die hiesige Corporate Innovation Szene im Januar 2020. Der Spiegel legte wenige Tage später mit seinen Enthüllungen zum Cyber Innovation Hub nach. Weitere Überschriften lauteten „Das Scheitern der Digitallabore“ und Gastkommentare begannen mit dem Appell „Killt Eure Innovation Labs“. In den Wochen danach meldeten sich die hiesigen Labs zu Wort, es wurden „Gegenmeinungen“ veröffentlicht und gerade als man es sich mit Popcorn an der Seitenlinie gemütlich machen wollte, kam Corona und es wurde still um das Thema Corporate Innovation. Es gab Wichtigeres zu tun.
Vorletzte Woche schwappte das Thema und mit ihm die Digital Units, Innovation Hubs, etc wieder auf die Agenda der hiesigen Wirtschaftsnachrichten. Der Hintergrund: Die Kollegen von Infront Consulting haben gemeinsam mit dem Capital Magazin ihre jährliche Studie zum Thema herausgegeben: „Konzerne auf den Spuren von Startups 2020“. Knapp 200 Innovationseinheiten wurden angefragt, 44 nahmen Teil, 9 wurden ausgezeichnet. Unter anderem der Lufthansa Innovation Hub. Zum dritten Mal in Folge. Auf Linkedin konnte man das gegenseitige Schulterklopfen verfolgen. Das Team des Lufthansa Hubs freute sich, und sie haben es sich mehr als verdient.
Wir bei hy und vor allem ich persönlich hab mich gefreut, ist der von mir 2014 gegründete Lufthansa Innovation Hub doch immer noch so etwas wie „mein Baby“, eine Innovationseinheit mit der ich mich sehr stark identifiziere. Digitalpapst Christoph Bornschein von TLGG ging es ähnlich, schließlich haben wir das damals in enger Zusammenarbeit ausgeheckt. Und auch die anderen ausgezeichneten Einheiten wie z.B. Wayra von der Telefonica, der EnBW Innovation Company Builder, die Audi Denkwerkstatt oder der ProSiebenSat1 Accelerator, etc nahmen ihre Awards virtuell aber nicht weniger stolz entgegen und zelebrierten entsprechend.
Doch wenn ich diese ganzen Posts in meiner Timeline so lese, dann denke ich manchmal “The innovation theatre is back”. Denn so lange die Szene weiterhin an Studien teilnimmt die verniedlicht von „DigiLab“ Award spricht und so lange sich die Berichterstattung weiter auf Worthülsen wie Agil, Startups, Innovation und AI beschränkt, so lange wird der Rest der Wirtschaft diese Einheiten nicht ernst nehmen.
„Prove your business value!“ Dieser Grundsatz gilt unserer Meinung nach für jede Support Funktion in einem Unternehmen. Umso stärker wenn Innovationseinheiten eher als Cost- statt Profit Center aufgestellt sind. Wir bei hy glauben: Es braucht weiterhin separate Organisationseinheiten, denn: Unverändert ist die Notwendigkeit sich als etabliertes Unternehmen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu entwickeln und die Zukunft in mehreren Horizonten zu denken. Das erfordert unterschiedliche organisatorische „Betriebssysteme“. Unverändert ist aber auch die Notwendigkeit einer umfassenden Unternehmensstrategie die digital im Kern mitdenkt und Ableitungen für Organisationsstrukturen schafft. Structure follows Strategy. Nicht anders herum. Nieder mit den Innovation Hubs. Es lebe der Innovation Hub. Ich persönlich freue mich auf eine neue Ernsthaftigkeit in der strategischen Diskussion rund um Corporate Innovation. Let’s take that shit serious!
Und um abseits der bunten Awards etwas Datengrundlage in die Diskussion zu bringen, haben wir unsere eigene Software, den hy Ecosystem Manager darauf angesetzt, monatlich die relevanten Daten rund um Corporate Innovation in DACH zu aggregieren. Was dabei herauskommt, könnt Ihr monatlich hier lesen.
Practice what you preach: Die Idee für diesen separaten Newsletter ist spontan entstanden. Anstatt ihn am Reißbrett oder Flipchart zu perfektionieren, gehen wir damit raus und entwickeln ihn mit Euch gemeinsam weiter. Daher: Viel Spaß mit der ersten Ausgabe und lasst uns wissen was Euch interessiert und welche Themen wir tracken und covern sollen. Enjoy reading!