Sebastian, was macht hy zu einer unternehmerischen Beratung?

Was zeichnet Unternehmer:innen aus? Was unterscheidet sie von Manager:innen?

Es gibt viele ausufernde Definitionen zu den Begriffen Entrepreneurship, Intrapreneurship, etc. Für mich liegt der wohl größte Unterschied zwischen Unternehmer:innen und Manager:innen, darin, dass erstgenannte in erster Linie gestalten und nicht verwalten wollen. Sie packen mit Mut und Kreativität Herausforderungen an, gehen neue Pfade und reagieren auf ein weißes Blatt Papier nicht mit Unsicherheit, sondern Gestaltungswillen.

Unternehmensberatungen hängt der Ruf an, nur teuren Rat zu verkaufen, da sie Ideen häufig nicht umsetzen und keine Managemententscheidungen treffen müssen. Können Berater:innen überhaupt unternehmerisch handeln?

Ich bin fest davon überzeugt, dass Berater:innen unternehmerisch handeln können. Die Frage ist, ob sie es wollen. Am Ende geht es immer um das Alignment von Zielen. Dazu ein konkretes Beispiel: Angenommen wir sind mit einer Fragestellung unseres Kunden  konfrontiert und ich stehe vor zwei Möglichkeiten:

  1. Jemanden aus unserem Team 5 Tage zu der Fragestellung Research machen lassen oder 
  2. den Kunden mit zwei externen Personen aus unserem Netzwerk verbinden, die Koryphäen auf dem Gebiet sind

Wenn Tagessätze die Grundlage der kommerziellen Zusammenarbeit sind, dann müsste ich mich für Variante a) entscheiden. Wenn jedoch gemeinsame Umsätze, Ebit, Meilensteine das Ziel sind, dann ist Variante b) auf jeden Fall der bessere Weg. Denn dann liegt es im Interesse aller Beteiligten, möglichst schnell und unkompliziert zum Erfolg zu kommen. Wenn wir als hy ins unternehmerische Risiko gehen, dann ist ausgeschlossen, dass wir in einem solchen Zielkonflikt wie oben einseitig auf uns optimieren. 

Wie geht hy mit seinen Kunden ins unternehmerische Risiko? Kannst du uns Beispiele nennen?

Sobald wir an den wirtschaftlichen Erfolg eines Projektes mit unserem Kunden glauben, bieten wir proaktiv an, auf ein Teil des Honorars zu verzichten und dafür eine Umsatzbeteiligung oder Unternehmensanteile zu erhalten. Wir reduzieren unsere Vergütung dabei stellenweise so weit, dass wir auf der Grenzprofitabilität arbeiten, sprich wir verdienen nur unsere internen Kosten. Gewinn machen wir nur, wenn der Kunde durch unsere Arbeit einen wirtschaftlichen Erfolg hat.

  • In unserem Equipment as a Service Projekt mit Trumpf bekommen wir auch nach Projektende eine Vergütung in Abhängigkeit davon, wie viele Maschinen in das Pay-per-use Modell überführt werden.
  • Beim Aufbau von farbfox.de haben wir das Interim-Team gestellt und partizipieren über die nächsten Jahre mit einer Umsatzbeteiligung am Wachstum der Plattform
  • Beim Aufbau einer Influencer-Plattform (noch nicht öffentlich) und bei der Rocket Factory Augsburg haben wir ein Teil des Honorars gegen Anteile getauscht und profitieren von der anzunehmenden Wertsteigerung der nächsten Jahre.

Wie schafft ihr bei hy die Grundlage, um unternehmerisch zu handeln?

Uns in der Geschäftsleitung beschäftigt aktuell die Frage, wie wir hy selbst als eine unternehmerische Plattform für Consulting Services aufbauen können. Wir haben uns beispielsweise gegen eine klassische Aufstellung nach Märkten und Kompetenzen entschieden, sondern steuern die Firma in einem sehr dezentralen und unternehmerischen Team-of-Teams-Ansatz. Unsere Consulting Teams agieren dabei wie kleine Ventures, indem sie ganzheitlich von Sales bis Delivery entlang aller KPIs ihr Team und Budget verantworten.

Diese ganzheitliche Verantwortung ist wahrscheinlich der wichtigste Baustein, um unternehmerisch agieren zu können. 

Und weil wir wissen, dass es vielen von uns „in den Fingern juckt“ weitere unternehmerische Themen abseits von hy zu pushen, haben wir ein sehr offenes Verhältnis zu Nebentätigkeiten und heißen diese ausdrücklich willkommen. Solche Side-Hustles sind zumindest bei den umsetzungs-orientierten Teams bei hy auch ein Einstellungskriterium. Wer bereits selbst unternehmerisch tätig war, ist definitiv im Vorteil. Bewerber:innen, die bisher keine eigenen Gründungserfahrungen oder Side Hustles haben, fragen wir sehr explizit, was sie bisher davon abgehalten hat. Durch diese Hiring Strategie entsteht ein spannender Mix von smarten und umtriebigen Charakteren. In Zahlen ausgedrückt: knapp 80% unserer Berater:innen haben vor hy selbst gegründet oder in einem frühen Startup gearbeitet und ca. 20% der Berater:innen verfolgen während der Tätigkeit bei hy noch unternehmerische Nebenprojekte. 

Warum und wie fördert ihr Nebenprojekte bei hy?

Als Unternehmen profitieren wir davon, denn die Kolleg:innen….

👉 … sind oft ausgeglichener. Sie ziehen nicht die gesamte Zufriedenheit und gelegentliche Unzufriedenheit aus einem einzigen Arbeitsverhältnis.
👉 … sind oftmals wacher und aufmerksamer. Sie beobachten permanent Menschen, Bedürfnisse und Märkte und suchen Chancen.
👉 … sind oftmals weniger anfällig für Selbstüberschätzung. Sie sind es gewohnt Meinungen und Überzeugungen über Bord zu werfen, Ideen zu iterieren und nochmals neu zu beginnen.

Kurz: Kolleg:innen mit unternehmerischen Neben-Projekten haben permanent den Drang aus Ideen Realität werden zu lassen. Und genau das ist der Spirit den wir auch auf Kundenprojekten leben und der uns als Firma ausmacht.

Wir fördern dies bei hy, indem wir einerseits sehr offen mit dem Thema „Nebenprojekte“ umgehen, es ermöglichen zusätzlich zur 100%-Stelle eigene Themen voranzutreiben oder ohne Nennung von Gründen jederzeit auf 80% zu reduzieren.

An welchen spannenden Side Hustles arbeiten hy-Mitarbeitende momentan? Und wie betätigst du dich unternehmerisch neben deiner Tätigkeit bei hy?

Wir führen keine Liste über die Side-Hustles, daher kenne ich sicherlich nur einen Bruchteil der unternehmerischen Nebenprojekte unserer Kolleg:innen. Mein Kollege Friedemann betreibt nebenbei mit FRIEDMANBERLIN eine Beauty Brand, Cord Schmidt betreibt mit HelgaGoldschmied eine separate Ecommerce Beratung für Amazon Verkäufer, Remi Smolinksi lehrt u.a. Verhandlungsmanagement an der HHL, Christoph Keese folgt seiner journalistischen Leidenschaft mit dem Veröffentlichen seiner Bücher und des Pioneer Tech-Briefings, Sebastian Hornung ist sehr umtriebig im Immobiliensektor, Max Alsleben plant aktuell eine eigene Modemarke, René Schäfer ist beim Competence Center for Transformational Innovation Structures aktiv und widmet sich der Dekarbonisierung von Smart Contracts, ich selbst habe gerade einen Crypto Index gelauncht und viele der senioren Kolleg:innen sind als Business Angel und Startup-Mentor aktiv.

Autor

Sebastian Herzog

Sebastian Herzog ist Co-CEO bei hy und verantwortet die Business Units „Innovation and Ventures“ und „Web3 and Metaverse“. Bevor Sebastian zu hy kam, gründete und leitete er den Lufthansa Innovation Hub als eigenständige GmbH in Berlin – eine vielfach ausgezeichnete Corporate Innovation Unit. In seinen insgesamt 12 Jahren bei der Deutschen Lufthansa war Sebastian zuvor in der Markt- und Flottenstrategie sowie als strategischer Assistent des Vorstandsvorsitzenden tätig. Sebastian ist zudem Gründer eines Ecommerce Startups und eines Krypto-Index und vereint Corporate-Erfahrung mit Startup-Spirit. Darüber hinaus ist er Redner und Panelist bei führenden Veranstaltungen zu den Themen Transformation und Innovation.