Ein schwarzer Schwan
Vor kaum zwölf Monaten saß ich schon einmal an eben dieser Stelle und habe darüber geschrieben, was uns 2020 erwarten würde. Ich begann diese Zeilen damals mit dem Satz: „Ein neues Jahr hat begonnen und wieder drehen Disruption und Digitalisierung sich schneller als je zuvor.” Wahr ist dieser Satz geworden doch vor allem aus einem anderen Grund als den, an den ich damals dachte. Ein schwarzer Schwan hat unseren Weg gekreuzt; eine statistische Unwahrscheinlichkeit ist wahr geworden. Von einer einzelnen Fledermaus auf dem Feuchtmarkt von Wuhan zu einer weltumspannenden Pandemie, die Hunderttausende von Toten gefordert hat, Millionen arbeitslos machte und das Leben von Milliarden aus der Bahn warf – wie hoch war die mathematische Wahrscheinlichkeit dieser Ereigniskette? Verschwindend gering wie ein Sandkorn im Universum oder eben wie ein schwarzer Schwan unter lauter weißen Schwänen.
Was lehrt uns das? Unter anderem dies: Vertraue nicht auf Extrapolationen aus der Vergangenheit. Mache dich gefasst auf extrem unwahrscheinliche Ereignisse. In der Wirtschaft geschieht das nicht minder oft als im Gesundheitswesen. Kann ein einzelnes Startup die ganze Automobilindustrie in Bedrängnis bringen? Ja, es kann. Kann eine obskure Videokonferenz-App traditionsreichen Fluggesellschaften den Garaus machen? Nicht ausgeschlossen. Stürzen Programmierer in Hinterhöfen eherne Banken ins Unglück? Auch das hat es gegeben. Schwarze Schwäne kommen öfter des Weges, als unser gesunder Menschenverstand dies glauben mag.
Was dürfen wir von 2021 erwarten? Wie im vergangenen Jahr haben wir führende Köpfe eingeladen, uns ihren Blick auf die Zukunft anzuvertrauen. Vieles hat sich geändert: Wir arbeiten und leben anders. Digitalisierung ist zur neuen Normalität geworden. Masken prägen das Alltagsbild. Die Suche nach dem Impfstoff und erste Erfolgsmeldungen deutscher Forschungsunternehmen wie BioNTech und CureVac geben Anlass zur Hoffnung. Gelernt haben wir aber auch, dass wir uns nicht zu früh in Sicherheiten wägen sollten. Vorsprung hat, wer Risiken und Chancen sieht, die niemand anders kommen sah. Und Risiken und Chancen findet am einfachsten, wer die richtigen Fragen stellt.
Wir bei hy sind leidenschaftliche Fragensteller. Unser Motto lautet: We question everything, to answer the one thing. Hinter den besten Fragen warten die besten Antworten. Mit unseren Kunden verbindet uns die Leidenschaft, nichts für gegeben hinzunehmen, jede Gewissheit in Zweifel zu ziehen und jede These so lange bis zertrümmern, bis nichts mehr sie erschüttern kann. An der Spitze seiner Märkte zu stehen ist eine Arbitrage auf Intellektualität – heute mehr denn je. In diesem Sinne freuen wir uns auch im neuen Jahr, wieder für Sie da zu sein.