Santosha – ein sehr persönliches Remote Experiment

Santosha – Zufriedenheit

„Santosat anuttamah sukha-labhah“
  –  „Aus Zufriedenheit geht unvergleichliches Glück hervor.“
 (Yogasutra, 2.42)

Ok, stopp! Was redet sie da? Und was hat das mit hy und einem remote work Experiment zu tun? 

Meine Worte erscheinen vielleicht etwas befremdlich, vielleicht zu esoterisch, aber das ist mein ganz persönliches Take-Away aus einem Monat Remote Work auf Fuerteventura. 

Eine Krise in der Krise

Corona, dritte Welle: Wie wahrscheinlich bei vielen, war meine Energie Ende März 2021 am Tiefpunkt.

Das noch junge Jahr war intensiv – bei hy stehen alle Zeichen auf Wachstum. Für uns – das People & Organization Team (P&O) hier bei hy – die Herausforderung, das Wachstum flexibel und marktgerecht zu gestalten und zugleich eine neue interne Struktur mit aufzubauen. Unter dem Schlagwort „Team of Teams“ haben sich unsere Consultants zu Beginn des Jahres neu aufgestellt – für uns bedeutet das: Mehr Stakeholder, eine Anpassung der Führungsstrukturen, neue Freigabeprozesse und ein Hiring Plan, den man sportlich nennen kann. 

Um dieses Wachstum flexibel und marktgerecht zu gestalten, erarbeiteten wir uns selbst eine neue Struktur. Team of Teams bedeutete für P&O mehr Stakeholder, Anpassung der Führungsstrukturen, einen neuen Freigabeprozess und einen ordentlichen Hiring Plan. Zeitgleich implementierten meine Kollegin Cara und ich ein neues HR Tool und übernahmen das Onboarding für unsere neuen Kolleginnen Justine und Anne. 

Ständig erreichbar zu sein, screen fatigue und fehlende Live-Interaktion mit dem Team schlugen sich auf meine mentale Gesundheit nieder. Ich fühlte mich müde, unkreativ und uninspiriert. Von Zeit zu Zeit ein bisschen schlecht gelaunt, was sonst wirklich sehr selten vorkommt. #thinkpositive.

Ein Ausweg

Mein Plan: Ein Ortswechsel, raus hier. Meine innere Stimme zählte fortan laut die Tage bis zum Osterurlaub.  

Da meine Familie in Berlin wohnt, ich kein Ferienhaus in der Uckermark habe, keine Verwandtschaft in den Bergen und der geliebten Stadt überdrüssig war, beschloss ich nach Fuerteventura zu fliegen. Ja, inmitten der Pandemie. Corona-Flucht. Hide away. 

Einfacher geschrieben als es wirklich war. Fragen über Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Würde mein Team Urlaub, Teilzeit und Remote Work gutheißen? War es nicht doch eine Schnapsidee? Bin ich nicht irgendwie auch Rolemodel? Sollte ich nicht lieber aufs Reisen verzichten? Was für ein Bild wirft das ab? Schaffen es meine Kollegen:innen ohne mich? 

Franziska, alles nur in Deinem Kopf! 

Mein wunderbares Team unterstütze mich, bestärkte mich sogar! Urlaub plus Remote Work, eine perfekte Kombi. Trotzdem erzählte ich es kaum jemanden. 

Nun gut, der Plan stand: 

  • 1 Woche Urlaub
  • 1 Woche Remote Work im Teilzeit-Modell (vormittags arbeiten, nachmittags frei)
  • 1 Woche Remote im Vollzeit-Modell

Ich packte also nicht nur meine Sommerkleider ein, sondern auch mein MacBook, Stifte, weißes Papier und meine Kopfhörer. Vorab buchte ich mir ein Apartment, das über eine stabile Internetleitung verfügte und nur 200 Meter vom Strand entfernt war. Mein neues Heim auf Zeit.

Ein Urlaub

Angekommen auf der Insel. Eine andere Welt. Inzidenz von 9. Restaurants offen. 

Wie ging das nochmal mit dem Urlaub und darf ich das jetzt auch so genießen? Auf Instagram teilte ich keine Fotos. 

Die erste Woche war einfach herrlich. Yoga, Sonne, Roadtrips, Wanderungen und Meer.

Zugegeben ich musste mich arg selbstdisziplinieren keine E-Mails zu lesen und Slack nicht zu öffnen. Ich griff zu harten Methoden – selbstverständlich mit Ankündigung. Ich löschte Slack von meinem Handy und legte sogar einen Tag „Digital Detox“ ein. Wow, wie erschreckend.

Ein Teilzeit-Remote-Experiment

Wie gut funktioniert eigentlich Remote Work mit Teilzeit Modell?

Nach einer Woche startete ich aufgeladen und frisch in den ersten von fünf halben Arbeitstagen. Ich würde fast behaupten, dass ich aufgeregt war. Arbeitszeit von 8:00 bis 12:00 Uhr (Fuerteventura Zeit), ab 12:00 Uhr war Freizeit angesagt… juhuu. Und daran hielt ich mich auch, meine Kolleg:innen auch.  

Meine Termine habe ich alle auf den Morgen und den Vormittag gelegt. Am Nachmittag eingehende E-Mails beantwortete ich am nächsten Morgen und Slack… tja, Slack war immer noch von meinem Telefon verbannt. 

Ich machte einen Surfkurs und traf Nina. Ein Segen! Nina ist Yogalehrerin, unterrichtet ausschließlich in privaten Session und widmet sich insbesondere dem Teilen der mentalen und physischen Werkzeuge, die Yoga anbietet. Sie gab mir neue Impulse, die womöglich zu einem ausgeglichenen und glücklichen Leben führen können. Um in Ninas Worten zu sprechen: ICH LIEBE YOGA. Nichts anderes brauchte mein Körper und mein Geist.

Die erste Teilzeit Woche ging wahnsinnig schnell um, vielleicht etwas zu schnell. 

Wie gut dieses Modell funktionierte? 

Großartig, ich war nicht nur motiviert, sondern auch fokussiert. Mein Feuer war wieder entfacht. War es die neue Freiheit?

Von nun an arbeitete ich Remote in Vollzeit aus meinem Apartment in El Cotillo heraus. Ich strukturierte meine Arbeitstage. Frisch gepressten rote Beete-Karotten Saft vom französischen Bäcker holen, Work Work Work, in der Mittagspause zum Strand, zurück an den Laptop, Yoga mit Nina, Vulkanwanderungen nach Feierabend and repeat. 

Das ganze Modell funktionierte  so wunderbar, dass ich spontan noch eine vierte Woche dran hängte. Und damit war ich nicht alleine. Ich traf wunderbare Menschen, die eigentlich nur 3 Wochen bleiben wollten, nun aber seit 4 Monaten von dort aus arbeiten. Menschen, die ihren Wohnsitz auf die Insel verlegen wollen, Menschen die einen Herzensort gefunden haben. Ja, die Insel hat eine besondere Energie, aber wie wunderbar ist es, dass wir Arbeitgeber haben, die so etwas ermöglichen?! Sie statten uns mit leistungsstarker Technik aus und was noch viel wichtiger ist, sie vertrauen und ermöglichen uns Flexibilität sowie Freiheit.

Wie oft habe ich in meinem Bekanntenkreis gehört, „bei uns ist Home Office oder Remote Work nicht gestattet“, „unsere Technik ist veraltet, einen Laptop gibt es nicht“ Hallo? Wer zwingt bitte seine Arbeitnehmer in Pandemie-Zeiten noch ins Büro zukommen? Liebe Freunde und Bekannte, ihr solltet wirklich über einen Jobwechsel nachdenken. Wir sind längst im New Work angekommen! Vor Corona bereits und zum Glück durch Corona nochmal beschleunigt. 

Gibt es überhaupt ein Zurück?

… ein Zurück in die Vollzeit-Büro-Kultur? Ich denke nicht, aber auch Vollzeit-Home Office ist für viele keine endgültige Option. Sollte es auch gar nicht sein.

Hybrid Work wird in Zukunft normal sein. Und es ist nun an uns, diese hybride Arbeitswelt bestmöglich für alle zu gestalten. Flexible Modelle und Varianten, aus denen Mitarbeiter:innen wählen können. Flexibilität, auf verschiedenste Bedürfnisse eingehen und dabei das Ziel haben, der Diversität an Arbeitsprozessen, Teamgrößen und bestehenden Regelungen gerecht zu werden. 

Das Konzept wird zugleich zum Konjunkturprogramm für Job-Matching, Flexibilisierung und Internationalisierung – und kann so vor allem für „Hidden Champions“ in ländlichen Gebieten zum Gamechanger werden (2021 Shift Collective, Hybrid-Work-Studie).

Das Büro bekommt eine neue Bedeutung: Es wird zur Begegnungsstätte sowie zum Kultur- und Identitätsstifter. Das Büro der Zukunft wird neu gedacht, es entstehen laute und leise Zonen, Räume für Interaktion in der Gruppe, Räume für Vier-Augen-Gespräche (2021 Shift Collective, Hybrid-Work-Studie).

The hy-way

hy steht für Veränderungen in den Bereichen Strategie, Innovation and digitale Transformation – mit Consulting Services einer neuen Generation. Wir sind Begleiter:innen, untypische Berater:innen, wir haben drive und sind unternehmerisch. Wie auch unsere Kunden:innen schätzen wir Freiheit und Vertrauen und vor allem gehen wir immer einen Schritt weiter. 

Die Option von überall aus arbeiten zu können und trotzdem 100 % Teil des Teams zu sein, aber auch keine Einschränkungen durch mangelnde Technik zu erleben, schafft Flexibilität, Vertrauen sowie Agilität. Nach außen öffnen wir uns für überregionale Bewerber:innen und erreichen noch mehr Talente. Unser People & Organization Team hat bereits heute die Rahmenbedingungen geschaffen.

Mein persönliches Fazit: Nina lehrte mich einmal mehr innezuhalten, nach innen zu schauen und mir bewusst zu machen, dass in uns Selbst ein Gefühl von Zufriedenheit angelegt ist. Wir sollten nur viel öfter aktiv Dankbarkeit praktizieren. Eigentlich müssen wir nichts von Außen tun, aber manchmal hilft ein Kraftort dafür. 

Jede:r von uns hat andere Vorstellungen und Strategien darüber, wie Zufriedenheit gelingen kann und was es dazu braucht. Ich brauchte Flexibilität, Vertrauen und einen Ortswechsel und bin mehr denn je davon überzeugt, dass zufriedene Mitarbeiter:innen das Fundament einer Organisation sind. 

Und einer der schönsten Aspekte daran: so viele Kollegen:innen kamen auf mich zu, um mich nach meinen Erfahrungen zu fragen. Es lebe die neue Arbeitswelt. 

Ich bin zufrieden.

Meine ganz persönlichen Learnings

  • Hör auf dein Herz und deinen Körper, was brauchst du und wer kann Dich dabei unterstützen
  • Slacknachrichten können auch morgen beantwortet werden
  • Vertraue Deinem Team und Dir!
  • Kommunikation ist die halbe Miete 
  • Wenn es dir gut geht, profitieren noch ganz viele Menschen davon
  • Ich mag das Büro auch schon sehr 😉 
  • Be bold and Do it! I will Do it again!

 

Autorin

Franziska Woyde

Als People and Organization Senior Manager ist Franziska bei hy für den gesamten Employer Life Cycle zuständig. Mit dem People and Organization Team sorgt sie dafür, hy zu einem ganz besonderen Arbeitsplatz für ihre Kollegen zu machen. Vor ihrem Studium der nachhaltigen Unternehmensführung war sie in der Kultur- und Veranstaltungsbranche tätig, unter anderem vier Jahre bei der Ostgut GmbH. Nach ihrem Abschluss als Bachelor of Arts, mit dem Fokus auf Entrepreneurship, Human Resource Management und Marketing, verschrieb sie sich voll und ganz dem Personalmanagement, u.a. bei dem Finleap Venture Savedo und CrossEngage.